Collect moments, not things
Wie leben in einer furchtbar versnobten Welt, in der Campingurlaub nicht etwa bedeutet auf alles außer dem Notwendigen zu verzichten sondern mit dem Luxushaus auf Rädern auf dafür angelegte Plätze zu fahren.
Bei einem Spaziergang über diese Plätze bemerkt man auch die auffällig mutierten Zelte, die nicht mehr als Schlafplatz dienen sondern in Wohn-, Ess-, Koch- und Spielbereich unterteilt werden.
Improvisation ist out. Für alles was jemals improvisiert werden musste gibt es eine Erfindung, jede Marktlücke wird entdeckt und sofort eliminiert. ''Schatz, das ist aber ein praktisches Hängematten- Aufhäng-Gestell'', die Benennung dieser Neuerfindungen ist nicht immer leicht, verläuft aber immer nach demselben Muster. Man nehme völlig frei ein neu erfundenes Wort das möglichst treffend die ausgemerzte Marktlücke beschreibt und hänge ein ''praktisch'' davor. Weil diese wunderbaren neuen Dinge alle so praktisch sind.
Sie sind praktisch weil sie uns das Denken abnehmen. Im ''Hängematten-Fall'' das Suchen nach zwei passenden Bäumen, das suchen nach einer alternative wenn zwei Bäume nicht nah genug zusammen stehen und so weiter. All das braucht es nicht mehr. Was manch einem überarbeiteten Camper auch recht gelegen kommen mag, der das Denken im Urlaub gerne der Marktforschung überlässt und bei dem die Freude über eine neuerworbene Lebensvereinfachung die Freude ersetzt die die selbst improvisierte Lösung eines Problems im Menschen auslöst. Manch einer möchte meinen dass es letztendlich nicht wichtig ist worüber man sich freut. Ich aber denke, die Kreativität der Gesellschaft leidet darunter, genau wie die Kreativität der Kinder leidet, wenn sie nur mit fertig zusammengestellten Spielsets spielen, leidet hier die Kreativität der Erwachsenen.
Inwieweit das ein Problem ist, wird jeder für sich selbst entscheiden müssen.
purper am 03. April 15
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Everything is about Sex expect Sex. Sex is about power.
Otto Gross, manch einer kennt den Namen vielleicht aus "Monte Veritá. Der Traum vom alternativen Leben.", ein Film der eine Alternativbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts, die auf Veganismus, Naturheilkunde, Feminismus, Pazifismus und freier Liebe basiert, dokumentiert. Andere eventuell aus "Eine dunkle Begierde", ein Film der über den Psychoanalytiker Carl Jung berichtet.
Aber wer war dieser Mann? Otto Gross, ein Psychoanalytiker, ein Rebell. Übermäßiger Drogenkonsum, Anarchismus und leichtlebige Affären bestimmen sein Leben und seine Auswirkung auf die Psychoanalyse.
Gross war nicht homosexuell, sah jedoch die Zweigeschlechtlichkeit als notwendig, jeder Mann müsse sich über seine homosexuelle Komponente bewusst sein um eine funktionierende Beziehung zu führen. Sein Wunsch die Freiheit des Mitmenschen zu respektieren reichte weiter, von Krankheit als Ausdruck des Protests bis zum Erfüllen des Todeswunsches von Patienten.
Was ist von uneingeschränkter Freiheit zu halten? Fragt man Familienmitglieder eines Drogenabhängigen ob Drogen legalisiert werden sollen, wird man ein eindeutiges 'Nein' zu hören bekommen. Fragt man den Gelegenheits-Kiffer wird die Antwort 'Ja' sein. Fragt man die Familie eines gescheiterten Selbstmörders ob man jedem das Recht geben solle über sein Leben selbst zu entscheiden, ist die Antwort ebenso eindeutig wie die Antwort auf dieselbe Frage an einen langjährigen Boderliner.
Jeder kann von Gross etwas anderes mitnehmen, was er mir begreiflich machte ist die Tatsache, dass Mensch potentielle Gefühle für Männlein und Weiblein hat. Solange dieses Bewusstsein unterdrückt ist, wird man sich schwerlich über sich selbst Bewusst sein können.
Und warum wissen so wenige von Gross…. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, verhängte eine Damnatio memoriae über ihn. Vielleicht weil er seiner These, die Sexualität sei die Grundlage aller Neurosen, in Frage stellte.
Otto Groß, ein Mann, der von Carl Gustav Jung analysiert wurde, mit Franz Kafka eine Zeitschrift plante, Raoul Hausmann inspirierte, und der Hippie unter den Psychoanalytikern.
purper am 03. April 15
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frontal und hart - oder "Simply add boiling water"
Athur Fellig.
Wer ist das?
Weege.
Sagt mir nichts.
Metinidis?
Nein, tut mir leid...
Das können wir ändern.
Weege und Metinidis. Fotografen, die in ihrer Kunst die unschönen Aspekte des Daseins darstellen.
Kunst sagst du. Tatsächlich? Ich sehe Fotos von Toten. Nicht ausschließlich, versteht sich.
Aber natürlich, Tod fasziniert. Schon immer sucht Mensch Ästhetik im Vergänglichen.
Spürst du es nicht? Wie dein Herz schneller klopft, wir du deinen Blick abwenden willst und gleichzeitig wie magisch angezogen wirst, wie du Gänsehaut bekommst und sich alles in die sträubt, angesichts dieser Schamlosigkeit, dieser Dreistigkeit, einen solch persönlichen Moment auf einem Bild zu bannen?
Bilder sagen mehr als Worte. Heute nicht. Heute sollen es Worte sein.
--Wir sehen eine Frau. Wir sehen sofort, dass sie nicht mehr am Leben sein kann. Ihr Körper ist eingezwängt, zwischen zwei Staalsäulen. Die Arme stehen in unnatürlichen Winkeln von ihrem Körper ab. Ihr blondes Haar war sorgfältig frisiert, ihre Lippen genauso sorgfältig geschminkt. Die Augen sind geöffnet, der Blick starr. Es ist eine Blutspur auf ihrer Wange. Ihr rechter Arm liegt auf einem Betonklotz, ihre Nägel sind manikürt, sie trägt goldenen Schmuck.
Ein Sanitäter wird sie im nächsten Moment mit einer Jacke abdecken. Die Leute gaffen. --
Kunst ist, was Menschen berührt, verändert, anregt, verärgert, strapaziert. Nichts anderes tuen diese Bilder.
Wem es doch nach Bildern dürstet, suche nach Enrique Metinidis Werken, dieses spezielle Bild ist schnell zu finden.
purper am 31. März 15
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Dear Mr. Depp
Ich glaube kaum, dass es ein anderes Werk gibt, das mehr unter Verdacht steht unter Drogeneinfluss verfasst worden zu sein als "Alice Abenteuer im Wunderland" von Lewis Carroll. Es kennt wohl jeder das verschwommene Gefühl nach einem Traum aufzuwachen und einen Moment zu brauchen um wieder in die von physikalischen Gesetzen bestimmten Realität zurück zu finden. Tja, genauso fühlt es sich an wenn man mit Alice einmal quer durchs Wunderland gewandert ist und es heil wieder verlassen hat.
Als erklärter ''Alice im Wunderland'' Fan und Tee Fanatiker ist es wohl nur natürlich und vernünftig eine Alice im Wunderland Tea Party zu veranstalten. Doch dazu erstmal eine wichtige Richtigstellung: die ursprüngliche verrückte Tee Gesellschaft fand sich nicht zusammen um den sogenannten ''Nicht-Geburtstag'' zu feiern, ein weit verbreitetes Missverständnis (danke, Disney), tatsächlich veranlasste ein Streit zwischen dem Mad Hatter und der Zeit Letztgenannte dazu für Erstgenannten stehen zubleiben. Was eine ewig andauernde Tea-Time zur Folge hatte.
Damit steht zumindest die Zeit für die verrückte Party fest (6pm), doch noch wichtiger, die Gäste. Hierbei nahm ich mir die Freiheit, dem einzig wahren Mad Hatter eine Einladung zuzusenden, the Genius Jonny Depp (mit der Bitte versehen, mir doch seinen Hut zu leihen).
Nachdem Zeit, Gast und Outfit geklärt sind, steht einer Party nichts im Wege.
Der Tisch ist gedeckt, ich warte hoffnungsvoll auf meinen einzigen Gast. Sollte jemand eine grinsende Katze beherbergen, bitte möglichst schnell ins Wunderland übermitteln.

purper am 29. März 15
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