Mehr Sexualität, die Herrschaften!
„Verbrennt mich! […] Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!“ [Oskar Maria Graf]
Welcher Schriftsteller bittet darum, man möge seine Werke verbrennen? Im ersten Moment kommt einem Wohl der Gedanke, besagter Schriftsteller hat seine kreativen Tage überschritten und hat sich zu den geistig Verwirrten gesellt.
Tatsächlich ist dieses Zitat ein Zeugnis von Empörung und Mut. Der Verfasser ist Oskar M. Graf, und in der Zeit zu der er den "Protest anlässlich der Bücherverbrennung" veröffentlichte, war es doch etwas unüblich seine Meinung laut zu äußern.
Ein wenig deutsche Geschichte am Rande: 1933 rumorte es dank des Nationalsozialismus schon heftig in der Politik was unter anderem die große Bücherverbrennung zur Folge hate. Auf der schwarzen Liste waren beispielsweise alle Werke Erich Kästners (despite "Emil und die Detektive") und "In einem anderen Land" von Ernest Hemingway.
Und was war mit unserem Herrn Graf? All seinen Werken (despite "Wir sind Gefangene") wurde die zweifelhafte Ehre zu teil, ihren Namen auf der weißen Liste wieder zu finden. Doch das passte dem guten Herrn Graf nicht, was ihn dazu veranlasste das oben Stehende zu verlauten, was wiederum zur Folge hatte, dass ein Jahr später eine Bücherverbrennung eigens für seine Werke veranstaltet wurde.
Nicht nur, dass er sich lauthals über ein System beschwerte, über das sich zu beschweren durchaus miese Folgen haben konnte, er trennte sich auch von Werken, die ihm als Schöpfer doch recht viel bedeutet haben müssen. Und das alles um seinen Standpunkt zu verdeutlichen.
Respekt, Herr Graf!
purper am 26. März 15
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